Der 104 m lange britische Frachter "Ulysses" wurde 1871 in Newcastle gebaut und fuhr auf verschiedenen Routen zwischen
Europa und Fernost.
Das schräg liegende HeckAufgrund mehrerer Unglücksfälle galt die "Ulysses" als Unglücksschiff .
So verlor sie 1872 auf der Reede von Shanghai ihre Schraube.
1887 bestätigte sie diesen Ruf dann endgültig und lief mit einer Ladung Elektroausrüstung vor Little Gubal Island auf.
Anfänglich lag der Havarist mit dem Vorderschiff auf dem Riffdach; trotz dieser Lage war es offenbar nicht möglich oder
nicht lohnend, das Wrack zu bergen. Irgendwann brach die "Ulysses" auf der Höhe des Maschinenraums auseinander.
Während der vordere Teil im Flachwasser von Brandung und Stürmen zerschlagen wurde, sank das Heck in die Tiefe
und legte sich am schräg abfallenden Riff auf die Seite .
"Das alte Eisenskelett, das 20 bis 40 Meter tief liegt, ist prächtig mit Korallen überwachsen...
Eines Tages kam es als großer, störender Fremdkörper hier herab, und von da an nahmen die Meeresgeschöpfe
von ihm Besitz...Deshalb ist der Besuch eines Wracks nicht nur ein ungemein packendes und aufregendes Erlebnis,
sondern gleichzeitig ein Ausflug in einen unterseeischen zoologischen Garten, in dem man herrliche Entdeckungen machen kann."
Lange Zeit blieben Name und Herkunft des Schiffs unbekannt. Fälschlicherweise wurde es oft als "Kabelleger" bezeichnet,
wozu wohl die Ladung beigetragen haben dürfte. Erst Ende der 1990er Jahre gelang es dem deutschen Autorenteam
Claus-Peter Stoll, Udo Kefrig und Christian Mietz, die "Ulysses" zu identifizieren.
Da die "Ulysses" an einem Außenriff mit teilweise starken Strömungen liegt, kann sie nur bei gutem Wetter betaucht werden.
Sie wird deshalb wesentlich seltener von Tauchbooten angefahren als die Wracks am Sha'ab Abu Nuhas. Das Schiff liegt
in der Straße von Gubal, nicht einmal 100 m entfernt vom Leuchtturm auf Gubal Island. Die ersten Trümmer des von den
Wellen völlig zerschmetterten Bugs finden sich auf 2 m. Von dort erstreckt sich ein Trümmerfeld den Riffhang hinunter.
Je tiefer man kommt, desto eher sind Reste eines Schiffs erkennbar, bis man auf etwa 30 m das gut erhaltene, schräg liegende
Heck mit der altertümlichen Schraube vorfindet. Der Korallenpanzer des Wracks ist hier gut sichtbar Gut zu erkennen sind auch
die Reste der Dampfmaschine.
Aufgrund seiner strömungsexponierten Lage weist sie einen wunderbaren Bewuchs aus Stein- undWeichkorallen auf,
und das Innere mit den Resten der Dampfmaschine lässt sich gefahrlos betauchen, da die hölzernen Decks längst
verschwunden sind. Das zwischen den dick bewachsenen Eisenträgern des Decks einfallende, blaue Licht schafft die Atmosphäre
einer gotischen Kathedrale. Wenn man genau hinschaut, findet man im Inneren die seltenen schwarzen Korallen.
Mit etwas Glück sind auch noch Teller und Flaschen zu entdecken (sofern inzwischen nicht alle von anderen Tauchern "erbeutet"
worden sind). Charakeristisch für ein Schiff dieser Zeit ist die Schraube mit ihren dünnen Blättern, dass man an Bord nicht
ganz ohne Komfort lebte, zeigt eine Badewanne, die vielleicht mal dem Kapitän gehörte. Heutzutage scheint ein kapitaler
Zackenbarsch der Chef in diesem Schiff zu sein. Daneben werden die Schiffstrümmer von Unmengen schwarzweiß gestreifter
Sergeantfische bevölkert. Daneben sind aber auch Rofeuerfische und viele andere Tiere anzutreffen. Im stärker zerstörten
Mittelteil finden sich die Reste der Dampfmaschine, und überall verstreut liegt die Ladung, die offenbar aus Isolatoren,
Kabeltrommeln und Röhren unklarer Funktion bestanden hat. Zum Wrack selber kommt auch das Riff, das einen wunderschönen
Bewuchs und einen großen Fischreichtum aufweist.